DIE VOLKSZÄHLUNG VON 1939

Im Mai 1939 wurde in Deutschland (einschließlich dem annektierten Österreich und dem sogenannten „Sudetenland“ in der besetzten damaligen Tschechoslowakei) eine Volkszählung durchgeführt. Hierzu war von jedem Haushaltsvorstand eine sogenannte „Ergänzungskarte“ auszufüllen, auf der gegebenenfalls der jüdische Hintergrund aller Großeltern eines jeden Haushaltsmitgliedes angegeben werden musste. 1942 wurden die Karten, die Personen mit jüdischen Großeltern nachwiesen, gesammelt und dem Reichssippenamt übergeben. Die Karten wurden in einem Gebäude, das der Jüdischen Gemeinde Berlin entwendet worden war, aufbewahrt, wo sie höchstwahrscheinlich bis Kriegsende lagerten.

In den 1980er-Jahren gingen diese „Ergänzungskarten“ in den Besitz des Staatsarchivs der DDR über, in den 90er-Jahren befanden sie sich dann in Obhut des Bundesarchivs. Die Karten sind zu etwa 87% vollständig erhalten, es fehlen lediglich diejenigen aus Thüringen, dem Rheinland, den Verwaltungsbezirken Erfurt und Minden und einigen Bezirken Bayerns. Viele der erfassten Bezirke gehören heute zu Polen (z.B. Schlesien, Pommern und östlichen Teilen von Brandenburg, oder Russland (Ostpreußen/Kaliningrad).

Tracing the Past e.V. hat keinen Zugang zu den eigentlichen „Ergänzungskarten“ und auch keine Scans der ursprünglichen Karten. Mikrofilm-Kopien der „Ergänzungskarten” sind in den USA sowohl in der Family History Library of Salt Lake City in Utah als auch am Leo Baeck Institut in New York und über das United States Holocaust Memorial Museum in Washington, D.C. öffentlich zugänglich. In Deutschland ist gegen Anmeldung eine digitalisierte Version im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde einsehbar. Eine Kopie der Volkszählung befindet sich bei Yad Vashem in Jerusalem.

Die Datenbank enthält die Namen aller, die in einem Haushalt lebten, in dem eine oder mehrere Personen mindestens ein jüdisches Großelternteil hatten. Das bedeutet, dass in der Datenbank auch „nicht-jüdische“ Personen verzeichnet sind, wodurch sie eine wertvolle Quelle darstellt, um zusätzliche biographische Informationen über z.B. „nicht-jüdische“ Lebensgefährten zu recherchieren.

Tracing the Past ist dankbar, die Möglichkeit zu haben, via Mapping the Past diese Quelle an geschichtlich relevanten Informationen zum Holocaust nun online teilen zu können. Mittels Adress-Suche kann die Datenbank nach etwa zwei Dritteln der aus Deutschland stammenden fast 170 000 Opfer des Holocaust durchsucht werden.